Vom Beginn des Wetterturniers

Liebe Teilnehmer des Wetterturniers.

Auf Anregung von Georg Haas habe ich ein paar Zeilen zur Idee und Entwicklung des Progronoseturniers geschrieben, das die Basis für die spätere Entwicklung des Wetterturniers bildete. Dies ist ein sehr persönlicher Rückblick, aber er soll auch zeigen, dass die Begeisterung, die heute das Wettertturnier so erfolgreich sein lässt, auch in den Anfängen vorhanden war.

Ich habe von 1972 bis 1977 in Kiel Meteorologie und Ozeanographie studiert und am 19. Dezember 1977 mein Diplom erlangt. Im Jahr 1976 hatte ich die Idee zum Prognoseturnier und habe es als FORTRAN-60 Programm auf einer DEC PDP-11 geschrieben. Mir war vor allem wichtig ein Bewertungssystem zu entwickeln, das für jeden einfach nachzuvollziehen war, aber trotzdem den unterschiedlichen Wahrscheinlichkeiten und Schwierigkeiten der einzelnen Parameter Rechnung trug. Insbesondere die „Wettermatrix“, die die Punktevergabe für die Vorhersage der Wettererscheinung regelt, ist in nur wenig veränderter Form immer noch im Einsatz. Wir haben das Programm in den Semestern WiSe 1976/77 und SoSe 1977 im Rahmen der Wetterbesprechung benutzt. Da ich aber noch mit dem Bewertungssystem experimentierte, sehe ich das Kieler Programm eher als Vorstufe an.

Mein Diplom-Betreuer Peter Speth bekam 1977 den Ruf nach Köln und trat dort am 1.1.78 seine Professur an. Er fragte mich, ob ich mit komme und ich sagte zu und wurde dort sein erster Doktorand. Er übertrug mir die Durchführung der Übungen zur Synoptik und die Wetterbesprechung. Ich überarbeitete das Programm noch einmal, um es auf dem Kölner Institutscomputer lauffähig zu machen. Dieser war von der Firma Krantz und hatte einen 48 KByte Speicher, der nur für einen extrem simplen FORTRAN-III Compiler ausreichte. So war zum Beispiel der komplizierteste Ausdruck, der als Array-Index erlaubt war, nur eine Integer-Variable +/- einer Integer-Konstanten. A(I+7) war OK, A(I+J) erzeugte schon einen Compiler-Fehler.

Das Turnier lief dann ab SoSe 1978 regulär im Rahmen der Wetterbesprechung. Herr Speth fragte Kollegen vom Wetteramt Essen und dem Geophys vom Flughafen Köln, ob sie mitmachen wollten, und sie taten es. Neben vielen Externen nahmen fast alle Mitglieder der Meteorologie an dem Turnier teil, nicht nur die Studenten der Wetterbesprechung.

In den ersten Semestern gehörte ich selbst, Peter Speth, Annette Köhne (meine jetzige Frau), und das Wetteramt Essen zu den Gewinnern. Herr Speth stiftete einen Wanderpokal, auf dem die Gewinner eingraviert wurden. Irgendwann Mitte der 80er rückte das Wetteramt Essen den Pokal nicht mehr raus, weil sie meinten, nach dem dritten Gewinn den Pokal permanent behalten zu dürfen, da musste dann ein neuer Pokal her.

Im Jahr 1982 kaufte ich mir dann privat einen Commodore 64, der unserem riesigen Instituts-Computer bezüglich Speicher überlegen war. Ich schrieb das Programm neu in Commodore-BASIC. Von nun an ging ich Montag mittags immer nach Hause, tippte Prognosen und Synops vom Samstag und Sonntag in den Computer und startete das Programm. Da es ca. 45 min. Rechenzeit und 1 Stunde Druckzeit brauchte, konnte ich währenddessen mit den Kollegen Mittag Essen gehen.

Dieses Programm lief dann unverändert in den Jahren 1982 bis 1985. Am 1.4.1985 wurde ich PostDoc In der Theoretischen Meteorologie am Meteorologischen Institut der Uni Hamburg. Neben meiner Mitarbeit am 1. deutschen Klimamodell ECHAM, betreute ich auch in Hamburg zusammen mit Kollegen das Synoptik-Praktikum und die Wetterbesprechung und führte auch dort das Prognoseturnier ein. 1988 kaufte ich mir einen Amiga 2000. Das habe ich zum Anlass genommen, das Turnier zum 4. mal neu zu codieren, nach FORTRAN 60 (DEC PDP-11), FORTRAN-III (Krantz) und BASIC (Commodore 64), diesmal in der Programmiersprache C. Diese Version ist auch die einzige, die ich aufgehoben habe. Da wir im Institut auch zum ersten mal einen Laserdrucker, einen KYOCERA bekamen, ist in dem Programm auch noch die Option enthalten einen ansprechenderen Ausruck in der KYOCERA-Druckersprache „Prescribe“ zu erzeugen.

Nach meinem Weggang von Köln wurde auch die dortige Version auf neue Hardware portiert, dort wählte man die Programmiersprache Turbo-Pascal und ließ das Programm auf einem DOS-PC laufen. Der Kölner Zweig des Prognoseturniers wurde von meinen Kollegen Michael Barbulesu und Andreas Fink betreut und weiter entwickelt.

Den Weg vom lokal laufenden Prognoseturnier zum Internet basierten Wetterturnier habe ich leider verpasst, ich bin erst 2010 zufällig auf das Turnier aufmerksam geworden, aber ich finde die Idee für diese Weiterentwicklung großartig.

Ich freue mich außerordentlich, dass das Wetterturnier sich so großer Beliebtheit erfreut und wünsche allen Prognostikern weiterhin viel Spaß und Erfolg!

Edilbert